Euler-Polymetren |
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Der musiktheoretische Hintergrund
Wenn man zwei Frequenzen f und g gegeben hat, so kann man ihr Verhältnis
r = f/g betrachten.
In der traditionellen Musiktheorie hat man einfachen
rationalen Frequenzverhältnissen große Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn r =
f/g eine rationale Zahl ist, dann kann man sie als gekürzten Bruch in
Primfaktoren zerlegen, d.h. man zerlegt Nenner und Zähler je in
Primfaktoren. Die dabei auftretenden Primzahlen und ihre Potenzen studiert man dann genauer.
Viele Musiktheoretiker erachten die
drei Primzahlen 2, 3 und 5 für relevant.
Unter reiner Stimmung, oder genauer reiner 2-3-5-Stimmung versteht man
deshalb solche Mengen von Frequenzen, deren paarweise Verhältnisse
ausschließlich Produkte aus Potenzen dieser drei Primzahlen sind.
Für
alle Paare f und g von Frequenzen aus einer solchen Menge gilt also
g = f 2^a 3^b 5^c
für gewisse ganze Zahlen a, b und c.
Für jede feste
Ausgangsfrequenz f gibt es ein maximales Tonsystem dieser Art: Man lässt
a, b, und c alle ganzen Zahlen durchlaufen. Man spricht vom Eulerschen
Tonsystem oder auch vom Eulermodul, denn es war Leonhard Euler, von dem
der Vorschlag stammt, statt der Frequenzenverhältnisse Logarithmen zu
betrachten:
Statt zwei Verhältnisse r1=2^a1 3^b1 5^c1 und r2=2^a2 3^b2
5^c2 zu multiplizieren, kann man auch die Exponenten-Tripel (a1, b1, c1)
und (a2, b2, c2) addieren.
Dadurch entsteht ein dreidimensionales Gitter
auf dem die Visualisierungen unserer Beispiele beruhen.
Veranschaulichung in der "Unerhörten Geometrie"
Neben dieser Visualisierung des Eulergitters bietet die Unerhörte Geometrie aber die Möglichkeit, auch
die multiplikative Struktur der Frequenzverhältnisse sinnlich zu
erfahren.
Jede Frequenz kann - wie schon bei der Geometrie 80-81_0.jvx -
als Trommel-Metrum mit einer bestimmten Periode gespielt werden, die
umgekehrt proportional dazu ist. Der Faktor ist 1: 2^7, aber du kannst
das Tempo auch ändern. Wenn nun ein ganzer Akkord aus mehreren Tönen
(Frequenzen) zu spielen ist, dann fangen alle seine Einzelstimmen
gleichzeitig an und die Trommelei dauert solange, bis das kleinste
gemeinsame Vielfache aller Perioden erreicht ist, d.h. wenn wieder alle
Trommeln auf denselben Schlag kämen. Wenn man auf einzelne Punkte
klickt, dann kommen 5 Schläge.
Im Beispiel Sequenz02.jvx besteht zwischen den ersten und letzten Akkord
ein syntonisches Komma. Wie ihr am folgenden Notenbeispiel seht, schleicht es sich
ein, weil man von Akkord zu Akkord jeweils gemeinsame Töne beibehält:
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